Alex Pietsch denkt nicht ans Aufhören

Erster Renntag des Jahres und fast der erste Sieg: Der Dresdner Jockey Alexander Pietsch holte beim Aufgalopp in die neue Saison einen zweiten und dritten Platz. Wie viel hat gefehlt zum Volltreffer?

Ich hatte mit meinen Pferden keine echte Siegchance. Der Dortmunder Sand, der bei den derzeitigen Witterungsbedingungen eher das Wort Pampe verdient hätte, liegt nicht jedem. Da ist in der Vergangenheit schon so mancher Favorit gescheitert.

Aber der Start in den Rennen ist ja ohnehin nicht Ihr Hauptjob…

Genau, das ist nur noch ein Zubrot. Ich habe mit meiner Frau Caroline, die als Besitzertrainerin arbeitet, einen Stall in der Nähe von Köln angemietet. Dort betreuen wir ihre fünf Schützlinge und 28 Galopper, die entweder als Zweijährige auf ihre Karriere vorbereitet oder als Rekonvalenszenten wieder aufgepäppelt werden. Zweimal in der Woche arbeite ich für Trainer Markus Klug in der täglichen Arbeit.

Springen dabei lukrative Ritte raus?

Das hoffe ich zwar, ist aber nicht der Grund für diesen Nebenjob. Ich bleibe so im Blickpunkt und es ist eine Abwechslung neben meiner Hauptbeschäftigung zu Hause.

Sie haben mehr als 1.300 Siege geholt. Denken Sie mit fast 52 Jahren ans Aufhören?

Den ersten gab es 1990 als Lehrling in Hoppehgarten. Ich hoffe, es kommen noch ein paar dazu, vor allem mit den Schützlingen meiner Frau. Mit Dorazio habe ich ja Ende Dezember im belgischen Mons gewonnen, er ist quasi unser Maskottchen, mit dem wir auch 2024 ein, zwei Treffer landen wollen. Ich habe keine Probleme mit dem Gewicht und werde noch so lange Rennen reiten, wie es Spaß macht. Trainer kann ich immer noch werden, aber mit diesem Schritt wäre es ein für alle mal mit dem Jockeyjob vorbei.

Ist der schwieriger als in Ihren Anfangsjahren?

Definitiv. Es gibt weniger Rennen, weil es weniger Pferde gibt. Und 30 Prozent der Starts finden in Frankreich statt, das waren rund 1.800 im Vorjahr. Dort werden natürlich eher einheimische Reiter engagiert – allein wegen der Reisekosten, die anfallen würden.

Sieht man Sie 2024 auf der Heimatbahn in Seidnitz?

Ich hoffe, möglichst oft dabei zu sein. Zum einen besuche ich dann meinen Vater, Verwandte und Freunde. Zum anderen spielt der Heimvorteil eine riesige Rolle. Ich kenne die Bahn aus dem Effeff und jede Passage, weiß, wo man bei welchen Bodenbedingungen am besten außen oder innen reiten sollte. Ich brauche natürlich eine entsprechende Anzahl an Ritten, damit sich die Anreise lohnt. Den 21. April habe ich schon fest im Kalender eingetragen. Ich hoffe aber, dass es keine 1.900-Meter-Rennen gibt, weil der Start da kurz vor der ersten Kurve ist. Wer da die äußeren Startboxen zugelost bekommt, hat kaum eine Siegchance. Das schreckt Besitzer und Trainer natürlich ab, ihre Pferde für solche Rennen anzumelden.

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