Verdienstvolle Präsidenten des DRV
Das Lebensbild aller Präsidenten und Vizepräsidenten des „alten“ Dresdener Rennvereins aufzuzeichnen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Erinnern wir also stellvertretend an einige der verdienstvollen Persönlichkeiten, die mit Enthusiasmus und Sachverstand viele Jahre im Vorstand der 1890 gegründeten gemeinnützigen Körperschaft für den Dresdener Turf aktiv waren.
Der Initiator Walter von Treskow
Als Gründer des Dresdener Reiterheimes und Initiator zum Bau der Seidnitzer Rennbahn ist Walter v. Treskow (1855-1923) in die deutschen Turfannalen und die Dresdner Sportgeschichte eingegangen.
1888 löste er sein Union-Gestüt auf, verkaufte seine beiden Deckhengste, alle 16 Mutterstuten und später noch seine 11 Jährlinge und verlegte seinen Wohnsitz nach Dresden mit dem Ziel, in der Wettiner Residenz Pferderennen einzuführen. Trotz vieler behördlicher Schwierigkeiten konnte er viele besondere Erfolge feiern:
- die Gründung des Dresdener Reiterheimes
- der Bau der Rennbahn mit Tribüne, Pavillon und Stallgebäude
- die Pacht und der Kauf des Rennbahnareals „auf den Seidnitzer Fluren“
- die Sport-Fest-Woche
- die erste sächsische Pferde-Zucht-Ausstellung
- die Begründung des Zuchtrennens Großer Sachsen-Preis
- der Bau der Filialbahn Chemnitz
Insbesondere die geschickte Diplomatie Treskows war es zu verdanken, dass anfängliche Ressentiments gegen Pferderennen in Dresden schnell überwunden wurden.
Er war als Rennleiter, Rennstallbesitzer und Züchter aktiv. So stieg Walter v. Treskow auch im Eröffnungsrennen des Seidnitzer Rennplatzes selbst in den Rennsattel.
Durch eine Fehlinvestition der Rennbahn Chemnitz legte er sein Amt als Präsident nieder und trennte sich im Frühjahr 1897 vom Verein und wenig später, aus privaten Gründen, auch von Dresden.
Präsident Eugen von Kirchbach
Als dritter Präsident übernahm 1898 Eugen v. Kirchbach (1835-1911) die Führung des Dresdener Rennvereins. Unter seiner Leitung wurden erstmalig der Dresdener Jugendpreis (1898) und das Ehrenpreis-Handicap (1899) ausgeschrieben. Ersteres wurde bereits in nur wenigen Jahren zu einem bedeutenden Zuchtrennen für zweijährige Pferde im deutschen Rennkalender.
Unter Eugen v. Kirchbachs maßgeblichem Einfluss konnte 1898 der Verkauf des Rennbahnareals erfolgreich abgewiesen werden. In Würdigung seiner umfassenden Verdienste wurde er 1903 zum Präsidenten des Ehrenpräsidiums des Rennvereins berufen. Von 1893 bis zu seinem Tode 1911 war Eugen v. Kirchbach auch Vorsitzender des Sächsischen Vereins für Pferdezucht und Rennen.
Kommerzienrat Hugo von Hoesch
Einer der einflussreichsten und zugleich angesehensten Präsidenten des „alten“ Dresdener Rennvereins war der Großindustrielle Kommerzienrat Hugo v. Hoesch (1850-1916). Er war seit 1890 als Gründungsmitglied des Reiterheimes dem Dresdener Turf eng verbunden und als Vizepräsident von 1891-1893 und 1903-1907 mit den Interna der Körperschaft bestens vertraut. Im Jahre 1907 übernahm er den Vorsitz des Vereins und bekleidete dieses Amt mit Sachverstand, Leidenschaft sowie der Routine eines gestandenen Unternehmers bis zu seinem Tode im Spätherbst 1916.
Seit 1891 unterhielt er in Seidnitz seinen eigenen Rennstall und profilierte sich anschließend auch als Züchter.
In den Jahren seiner Amtszeit fand 1909 das 1000. Rennen seit Gründung des Vereins statt und wurde in einem festlichen Rahmen ausgetragen. Ebenfalls 1909 konnte auch der Totalisator mit neuen „Wettmaschinen“ ausgerüstet werden, was zu einer wesentlichen Steigerung des Umsatzes beigetragen konnte. 1911 wurde das attraktive, heute denkmalgeschützt Waagegebäude eingeweiht und 1912 eine neue Traineranstalt mit 72 Boxen zur Nutzung übergeben.
Erheblichen Belastungen war der Verein auch in den Jahren des ersten Weltkrieges ausgesetzt. Im Frühjahr 1916 war es Hugo v. Hoesch noch vergönnt, das 25-jährige Bestehen des Dresdener Rennvereins, also auch sein 25-jähriges Jubiläum als Vorstandsmitglied, zu feiern.
Hermann Freiherr v. Kap-herr-Lockwitz
Würdiger Nachfolger Hoeschs wurde Hermann Freiherr v. Kap-herr-Lockwitz (1854-1929), der die Geschicke des Dresdener Rennvereins zuvor viele Jahre als Vizepräsident (1907-1916) mitbestimmt hatte. Unter seiner Präsidentschaft konnte der Stellenwert des Seidnitzer Sports durch Wiederaufnahme des Sachsenpreises (1919), die erstmalige Ausschreibung des Steher-Ausgleichs (1920), vor allem aber durch die Begründung des Preises der Dreijährigen (1924) weiter erhöht werden.
Hermann Freiherr v. Kap-herr-Lockwitz war ein passionierter Pferdemann, als junger Offizier erfolgreich im Rennsattel und später auf dem seit 1867 in Familienbesitz befindlichen Schloss Lockwitz auch als Züchter aktiv.
Präsident und Rennstallbesitzer Bruno Naumann
Zu den maßgeblich ideellen und finanziellen Förderungen des Dresdener Rennvereins und des Sports in Seidnitz zählte Bruno Naumann (1844-1903), Vizepräsident des Dresdener Rennvereins von 1897-1903 und zugleich überaus erfolgreicher Rennstallbesitzer.
Er unterhielt seit 1892 einen kleinen Rennstall in Dresden, ließ jedoch seine Spitzenpferde in Hoppegarten trainieren. Dank seiner außergewöhnlichen Stute NAMOUNA, welche als erstes Pferd in Deutschland die 1000 Meter in 1:00 min lief, erlangte Bruno Naumann 1899 das Deutsche Besitzer-Championat deutlich vor dem Hauptgestüt in Graditz. Mit einer Gewinnsumme von 301.785 Mark stand Namouna bis zum Jahre 1907 an der Spitze der Statistik „Gewinnreichste Pferde in Deutschland“.