Turfgemeinde trauert um Eckhart Gröschel
Die Dresdner Turfgemeinde trauert: Im Alter von 78 Jahren ist der frühere Hoppegartener Trainer Eckhart Gröschel nach langer schwerer Krankheit verstorben. Klaus-Dieter Graage, Chronist des Dresdener Rennvereins 1890 e.V., würdigt ihn in einem Nachruf.
Der ältere Bruder des einstigen Dresdner und seit 1990 Hannoveraner Trainers Hans-Jürgen Gröschel wurde 1941 als Sohn des späteren Trainer-Champions Hans Gröschel in Danzig geboren. Aufgewachsen auf der Rennbahn Dresden-Seidnitz, dem seit 1943 neuen Wohnsitz der seit Jahrzehnten dem Galopprennsport eng verbundenen Familie, war sein beruflicher Lebensweg quasi vorgezeichnet. „Ecki“, wie ihn seine Freunde nannten, erlernte im traditionsreichen Hauptgestüt Graditz den Beruf des Gestütswärters und erweiterte später sein praktisches Wissen im täglichen Umgang mit den Rennpferden am Stall seines Vaters in Seidnitz, war hier auch im Rennsattel, vorwiegend im Hindernismetier, aktiv.
1961 wechselte der stets wissbegierige Pferdemann nach Hoppegarten, wurde Futtermeister am Erfolgsstall von Ewald Schneck und erwarb im Fernstudium sein Trainerdiplom. 1972 begann er am neu geschaffenen Rennstall Angermünde, einem Filialstall des Gestüts Görlsdorf, seine Karriere als Trainer. Mit profundem Fachwissen und viel Liebe zu seinen Pferden avancierte Eckhart Gröschel schnell zu einem der erfolgreichsten Coachs der Trainingszentrale Hoppegarten/Neuenhagen. Dabei bewährten sich die freundschaftlichen Beziehungen zum Görlsdorfer Gestütsleiter Ingo Wendt. Dreimal vermochte „Ecki“ mit „seinen Görlsdorfern“ Desiree (1980), Eresma (1984) und Rienzi (1989) das Hoppegartener Derby zu gewinnen, ist darüber hinaus mit etlichen seiner Schützlinge in den Siegerlisten der bedeutendsten Zuchtrennen jener Zeit vertreten.
Zu seinen Cracks zählten zweifelsohne der Steepler Barrakuda und die Aveiro-Tochter Burleske, die bei15 Starts im In- und Ausland 13mal als Siegerin zur Waage zurückkehrte, u. a. im Sommerpreis der Zweijährigen, im Preis des Gestüts Lehn (1975) sowie in den „Klassikern“ Preis des Gestüts Graditz und Großer Stutenpreis der Dreijährigen (1976). Die hohe Fachkompetenz und stets akribische Arbeit Eckhart Gröschels widerspiegelt sich auch in den erzielten Trainer-Championaten 1979 und 1988.
Im Rahmen der Privatisierung und Neuorganisation des vormaligen „volkseigenen“ Rennsports der DDR unter Regie des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen (Köln) 1990/91 hat auch Eckhart Gröschel den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Bis 1999 als Public-Trainer aktiv, trainierte er erfolgreich so gute Galopper wie Novize, Sachsenking und Alektra. 2000 folgte er dem Ruf des Chefs des Gestütes Auenquelle, Karl-Dieter Ellerbracke, und wurde verantwortlicher Trainer des Stalles Diana, der Neuenhagener Filiale des namhaften Gestüts. Der leistungsstärkste Galopper in seinem bis 2004 währenden Engagement für Auenquelle war der Klassesprinter Call me Big, v. Big Shuffle, der 2002 in Baden-Baden die Gruppe III-Prüfung Benazet-Rennen (GAG 95,5 kg) gewann und später in seiner Geburtsstätte Deckhengst wurde.
2005 verabschiedete sich Eckhart Gröschel nach mehr als drei Jahrzehnten aktiver Trainertätigkeit mit der Gesamtbilanz von 822 erzielten Siegen in den Ruhestand, blieb aber den Galoppern und dem Rennsport weiter eng verbunden. Solange es seine Gesundheit zuließ, besuchte er die Renntage in Hoppegarten und war nicht selten auch in seiner alten Heimat Dresden-Seidnitz zu Gast. Als Mitbesitzer eines Familienrennpferdes und oftmals auch als Betreuer der Starter seines Bruders Hans-Jürgen an Hoppegartener und Dresdner Renntagen lebte er mit Herzblut weiter für den Turf.
Mit dem Tod Eckhart Gröschels hat der deutsche Galopprennsport einen exzellenten Fachmann verloren, der auch vielen Auszubildenden das ABC des Rennreitens lehrte und stets ein kritischer Begleiter des Metiers war. Seine vielen Dresdner Freunde behalten die zahlreichen Erfolge ihres „Ecki“ auf dem Seidnitzer Geläuf in besonderer Erinnerung. Dazu zählen vor allem die Siege von Tarantella (1974), Gracile (1991) und Florimond (2002) im Dresdner Jugendpreis, die Erfolge von Burleske (1976) und Renoir (1988) im damals noch bedeutenden TRIUMPH, sowie die grandiosen Siege von Sachsenking im BMW Sachsen Preis 1997 (Listenrennen) und Pretty Star im Großen Radeberger Pilsner Preis (Listenrennen) 2003.