Polo in Dresden – Tradition auf der Rennbahn Seidnitz
Wie 1911 ein Dresdner Polo-Club gegründet wurde und warum die Spur fast verlorenging.
Die Dresdner Galopprennbahn Seidnitz ist seit jeher ein Ort großer Pferdesport-Momente. Weniger bekannt ist, dass hier vor über 100 Jahren auch der Polosport Einzug hielt. Ein Blick in die Quellen des Jahres 1911 offenbart spannende Details.
Im Salonblatt 1911, Nr. 12, Seite 329 heißt es dazu:
„Über Polospiel hielt kürzlich im Europäischen Hof Herr H. Hasperg jun. aus Hamburg einen Vortrag, dem eine große Anzahl von Offizieren der Dresdner Garnison und der übrigen sächsischen Kavallerieregimenter, sowie zahlreiche Herren, die sich für Reitsport interessieren, beiwohnten. Es wurde eine erfreulich große Zahl von Unterschriften für Beteiligung an einem Polo-Klub gegeben, so daß voraussichtlich noch in diesem Sommer auf der Seidnitzer Rennbahn Polo gespielt werden wird.“

Nur wenige Wochen später folgte die offizielle Vereinsgründung: Am 17. März 1911 wurde der Dresdner Polo-Club ins Leben gerufen. Ein Inserat in Reher’s Jahrbuch für den Pferde-Sport belegt diesen Schritt.

Zum Vorsitzenden wählte man Kommerzienrat Hugo Hoesch, den damaligen Präsidenten des Dresdener Rennvereins 1890 e. V. Zum Ehrenvorsitzenden wurde Generalleutnant Philipp v. Haugk, Leiter des Königlich-Sächsischen Marstalls und Mitglied im Vorstand sowie im Schiedsgericht des Rennvereins, ernannt.
Dass Polo in Dresden tatsächlich gespielt wurde, bestätigte der Zeitzeuge Karl Anders, der noch als Hundertjähriger von Spielen auf der Seidnitzer Rennbahn berichtete – allerdings nur bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Über Details wie Mitgliederzahlen, Größe und Lage des Spielfeldes, Wettkämpfe oder die Haltung der Polopferde fehlen bislang Unterlagen. Die Spur verliert sich – doch die Recherche geht weiter.
